Die Open Library Medienwissenschaft – Open Access im Konsortium
Von Stefanie Hanneken – November 2021
Die Open Library Medienwissenschaft umfasst jährlich 13 Neuerscheinungen aus den Forschungsbereichen Medientheorie und -geschichte, Medienästhetik, Medienphilosophie, Digitale und soziale Medien, Film, Foto, Design und analoge Medien, die – konsortial finanziert und für Autor*innen kostenlos – im Open Access veröffentlicht werden. Das Modell wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, die Neuerscheinungen des Jahres 2021 sind vollständig über das BMBF-Förderprojekt zur Beschleunigung der Open-Access-Transformation in den Wissenschaften finanziert. Sechs der Publikationen aus der Kollektion 2021 sind bereits verfügbar.
Die Kollektionen der Jahre 2022 bis 2024 sollen über ein Konsortium im Open Access bereitgestellt werden. Dazu bündeln wir jährlich 13 Neuerscheinungen aus dem Forschungsbereich Medienwissenschaft zum Paket und sind dabei, ein Konsortium aus wissenschaftlichen Bibliotheken aufzubauen, dessen Mitglieder die Titel im Paket über eine Teilnahmegebühr finanzieren.
Die Finanzierungsphase für die in 2022 erscheinenden Bücher endet am 12. November.
Melden Sie sich jetzt noch zur Teilnahme an. Anmeldungen nimmt die SUB Göttingen entgegen:
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
E-Mail: oa-transformation@sub.uni-goettingen.de.
Die Kollektionen 2021 und 2022 vereinen den Output fachlicher Expertise verschiedenster wissenschaftlicher Einrichtungen und enthalten innovative Dissertationen (z.B. Queere Zeitlichkeiten in dokumentarischen Filmen von Natascha Frankenberg oder Post-/koloniale Erinnerungsdiskurse in der Medienkultur von Kaya de Wolff), hochkarätige Monographien (z.B. Private Daten von Barbara Wiesner oder Listen und Rankings von Ralf Adelmann) und bahnbrechende Anthologien (Autonome Autos von Florian Sprenger oder Paratextualizing Games von Beil, Freyermuth und Schmidt).
Die Themenvielfalt spiegelt aktuelle Diskurse in der Wissenschaft wider und macht deutlich, wie diese die drängenden gesellschaftlichen Fragen und prägendsten Phänomene unserer Zeit aufgreift.
Zusammen mit dem Fachinformationsdienst für die Medien-, Kommunikations- und Filmwissenschaft, adlr.link verfolgen wir daher das Ziel, diese aktuellen Forschungsergebnisse im Open Access für die gesamte Wissenschaftsgemeinschaft zugänglich zu machen.
Das sagen die Autor*innen und Herausgeber*innen der Open Library Medienwissenschaft
»Der bedeutendste Vorteil [von Open Access] ist fraglos die freie Verfügbarkeit, verbunden mit der Möglichkeit, eigenständig die Verbreitung des eigenen Textes zu unterstützen, indem man das Buch auf die eigene Homepage oder die einschlägigen Plattformen lädt.«


Florian Sprenger
ORCID: 0000-0002-5225-8711Florian Sprenger (Dr. phil.) ist Professor für Virtual Humanities am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Der von ihm herausgegebene Band »Autonome Autos« ist Teil der Open Library Kollektion Medienwissenschaft 2021
Professor Freyermuth unterstützt das konsortiale Modell der Open-Access-Finanzierung als Mitherausgeber der Buchreihe »Bild und Bit«. Band 13 der Reihe erscheint im Rahmen der Open Library Medienwissenschaft im Open Access. Der nächste Band für die Reihe ist für die Kollektion 2022 vorgesehen.


Gundolf S. Freyermuth
Gundolf S. Freyermuth (Prof. Dr. phil.) ist einer der beiden Gründungsdirektoren des Cologne Game Lab der TH Köln. Er lehrt dort Media and Game Studies sowie an der internationalen filmschule köln (ifs) Comparative Media Studies. Paratextualizing Games. Investigations on the Paraphernalia and Peripheries of Play ist Teil der Open Library Kollektion Medienwissenschaft 2021
Mehr als eine halbe Millionen Nutzungen für die Open-Access-Publikationen im Bereich Medienwissenschaft
Als Verlag ist es unser Ziel, geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnissen einen Weg in die Gesellschaft zu bahnen. Die Daten zur Nutzung unserer Publikationen zeigen: Open Access bietet optimale Möglichkeiten, unserem zentralen Auftrag – der Verbreitung von Wissen – nachzukommen. Aus diesem Grund unterstützen wir die breitflächige Open-Access-Transformation mit der Open Library Medienwissenschaft.
Open Access und medienwissenschaftliche Forschung: ein »perfect match«! Für die 57 medienwissenschaftlichen Gold-Open-Access-Publikationen wurden insgesamt 512.328 Zugriffe gemessen. In der Open-Access-Verbreitung setzen wir auf ein großflächiges Netzwerk, das auch darauf angelegt ist, eine eigendynamische Weiterentwicklung zu unterstützen. Dies wirkt sich positiv auf die Verbreitung aus, hat aber zur Folge, dass nicht die gesamte Nutzung erfasst werden kann, wie das bei Single-Plattform-Hosting möglich ist.


Die durchschnittliche Gesamtnutzung liegt je nach Forschungsbereich bei 4.300 bis 13.900 Zugriffen pro Titel.
Open-Access-Spitzentitel
- Gesamtdownloads -
Best Performer aus dem Medienwissenschaftsprogramm des transcript Verlages.


Unsere Top Titel mit Spitzenwerten von mehr als 13.000 Nutzungen in nur einem Jahr1.
1 Auswertungszeitraum 01.09.2020 bis 30.09.2021. Gesamtwerte für die ausgewerteten Gold-OA-Publikationen berücksichtigen Nutzungsdaten der Plattformen transcript, De Gruyter, GoogleBooks, OAPEN, SSOAR, JSTOR und Preselect sowie einigen Online-Shops.
Der Band Games and Rules, herausgegeben von Beat Suter, Mela Kocher und René Bauer, wurde im Oktober 2018 veröffentlicht. Im März 2019 ist die erste Open-Access-Nutzung erhoben worden. Innerhalb eines Jahres wurde das E-Book 13.271-mal heruntergeladen. Die größte Nutzung des Titels erfolgte über die Plattform OAPEN, dicht gefolgt von Zugriffen über GoogleBooks.
Die englischsprachige Publikation »Digital Environments« des Herausgeberteams Urte Undine Frömming, Steffen Köhn, Samantha Fox und Mike Terry ist im März 2017 erschienen und wurde innerhalb eines Jahres 12.470-mal heruntergeladen. Die höchste Nutzung des Titels erfolgte über die Plattform JSTOR.
Der im November 2016 erschienene Sammelband Performing the Digital, herausgegeben von Martina Leeker, Imanuel Schipper und Timon Beyes, wurde am stärksten über die Plattformen JSTOR und OAPEN genutzt und im ausgewerteten Jahr 7.096-mal heruntergeladen.
Erhöhte Aufmerksamkeit durch freie Verfügbarkeit
Vergleich der Zugriffe Open Access und kostenpflichtig nach Forschungsbereich, gesamtes medienwissenschaftliches Programm
Auf Open-Access-Titel des Forschungsbereichs Digitale und soziale Medien wurde in einem Zeitraum von zwölf Monaten (1.9.20 bis 30.09.21) 74% häufiger zugegriffen als auf kostenpflichtige Titel desselben Bereichs. Im Bereich Medienästhetik war die Nutzung von Open-Access-Titeln fast doppelt so hoch (44% höhere Nutzung) wie die Nutzung von Paywalled Content.
Vergleich der Zugriffe Open Access und kostenpflichtige Neuerscheinungen des Programmbereichs Medienwissenschaft nach Forschungsbereich
Der Blick auf einzelne Neuerscheinungen zeigt, dass Open Access nicht immer gleichbedeutend mit höherer Nutzung ist. Auch die Nutzung kostenpflichtiger Neuerscheinung ist hoch und übersteigt titelspezifisch die Nutzung von Open-Access-Publikationen desselben Forschungsbereichs. So konnten die kostenpflichtigen Bücher des Bereichs Film, Foto und analoge Medien rund 70% mehr Zugriffe auf sich versammeln als Open-Access-Bücher desselben Bereichs, in den Bereichen Digitale und soziale Medien und Medientheorie lag die Nutzung jedoch 54% bzw. 30% unter der Nutzung der Open-Access-Bücher aus denselben Bereichen.
Auch beim Blick auf das gesamte Programm liegt die Nutzung einer kostenpflichtigen Neuerscheinung etwa gleichauf mit der Aufmerksamkeit, die ein Open-Access-Titel auf sich versammelt. Während sich die Nutzung von Open-Access-Publikationen aber dauerhaft auf einem recht hohen Niveau bewegt, lässt die Nutzung der kostenpflichtigen E-Books im Laufe der Zeit nach. Eine Publikation, die seit mehr als zwölf Monaten verfügbar ist, versammelt nur noch knapp die Hälfte der Zugriffe eines gleichalten Open-Access-Titels auf sich.
Open Access trägt zur Langlebigkeit geisteswissenschaftlicher Forschungsergebnisse bei
Schon vor der Verfügbarkeit elektronischer Publikationen war die lange Lebensdauer geisteswissenschaftlicher Werke bekannt. In den Lagern geisteswissenschaftlicher Verlage liegen auch acht oder zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung die Neudrucke der sogenannten »Longseller«, um den stetigen Bedarf zu decken. Doch die Nutzungsdaten unserer Publikationen zeigen eindrucksvoll, dass erst Open Access dazu verhilft, das gesamte Potenzial der Bücher auszuschöpfen.
Während die Nutzung kostenpflichtiger E-Books aus verschiedenen Erscheinungsjahren nur etwa 30% unter der von kostenlosen Büchern liegt, lässt sich insgesamt feststellen, dass die Aufmerksamkeit für die kostenpflichtigen Bücher umso mehr nachlässt, je länger sie verfügbar sind, während die Aufmerksamkeit für Open-Access-Publikationen stabil auf einem hohen Niveau bleibt². Die Nutzung kostenpflichtiger Inhalte sinkt schon im zweiten Jahr nach Veröffentlichung auf nur noch ca. 30% der Nutzung im ersten Jahr des Erscheinens und pendelt sich auf diesem Niveau ein. (Etwas mehr als 200 Zugriffe im Monat) Ein solches Absinken der Aufmerksamkeit lässt sich im Bereich Open Access nicht beobachten: So lag die Nutzung der OA-Titel aus dem Jahr 2012 60% über der (ohnehin hohen) durchschnittlichen Nutzung von Open-Access-Publikationen aller Erscheinungsjahre. Und auch Bücher, die seit 17 Jahren verfügbar sind, wurden überdurchschnittlich genutzt (+14%).
Auch Open-Access-Publikationen erreichen im Durchschnitt die höchste Aufmerksamkeit in den ersten zwölf Monaten ab Erscheinen. Die Nutzungsdaten zeigen aber auch: Selbst drei, vier oder sogar sieben Jahre nach der Erstveröffentlichung kann die Nutzung noch die des ersten Jahres übersteigen. Ältere Werke werden als Grundlagenwerke herangezogen oder erhalten (erneut) Aufmerksamkeit, wenn ein bestimmter Diskurs in den Fokus gerät.
Die Verknüpfung der Publikationen eines Interessenbereichs durch sorgsam gepflegte Metadaten sorgt hier für eine dauerhafte Sichtbarkeit. Die barrierefreie Zugänglichkeit erhält den aktiven Zugang in den Fachbereich.
² Für die Untersuchung standen ca. 450 kostenpflichtige und kostenlose E-Books zur Verfügung, die seit 2001 erschienen sind. Mit Ausnahme einiger weniger Bücher sind alle Open-Access-Publikationen seit längerer Zeit verfügbar und nicht erst im Messzeitraum freigeschaltet worden. »Frisch« zugänglich gewordene Titel versammeln erwartungsgemäß einen höheren Zugriff auf sich. Die untersuchten Titel sind jedoch entweder seit Erstveröffentlichung oder seit der ersten elektronischen Ausgabe (2015 bzw. 2018) im Open Access verfügbar.
Vergleich der Nutzung kostenpflichtiger E-Books und Open Access nach Jahr des Erscheinens
Die Nutzung von Open-Access liegt – unabhängig vom Alter des Werks – mit Ausnahme des ersten Jahres nach Erscheinen immer über der Anzahl an Zugriffen auf kostenpflichtige E-Books aus demselben Jahr. Im Durchschnitt (über das gesamte Verlagsprogramm aus allen Erscheinungsjahren seit 2001) ist die Nutzung von Open-Access-Publikationen doppelt so hoch wie die von kostenpflichtigen E-Books.
Gemeinsam nutzen, anteilig finanzieren!
Die umfangreichen Leistungen zur Entstehung einer hochwertigen und qualitätsgeprüften wissenschaftlichen Publikation dürfen dabei in keiner Weise der Leistung für kostenpflichtige Inhalte nachstehen. Kostenpflichtige und zugangsfreie Bücher stehen gleichwertig nebeneinander in einem sorgfältig kuratierten und renommierten Verlagsprogramm. Ein durchdachtes Metadatensystem und Volltextindexierung – für Open Access genauso wie für kostenpflichtige Werke – sorgen dafür, dass die elektronischen Publikationen im weltweiten Netz nicht »verloren« gehen. Die stetige Leistungserbringung sorgt für dauerhafte Verfügbarkeit und Aufmerksamkeit für die Werke, erfordert jedoch auch eine verhältnismäßig hohe Kostendeckung. Die Förderung von Open-Access-Publikationen ist an vielen wissenschaftlichen Einrichtungen durch die jeweilige »Open Access Policy«, mit der sich u.a. Hochschulen der Open-Access-Transformation verschreiben, möglich. Trotz verbesserter Förderung (z.B. durch die Monografieförderung der DFG) beschränkt sich die Open-Access-Transformation in der Medienwissenschaft auf einzelne Titel.
Die Open Library hat das Ziel, dies zu ändern und alle Neuerscheinungen unseres medienwissenschaftlichen Programms im Open Access zugänglich zu machen.


Die Publikation ist für die Autor*innen kostenlos und die Open-Access-Transformation wird durch die Kostenaufteilung im Konsortium für jeden einzelnen Förderer wirtschaftlich tragbar. Die 13 Publikationen werden im Paket zu einem Kostenbeitrag finanziert, der deutlich unter den Kosten der Open-Access-Gebühr für eine einzelne Publikation liegt:
Preisentwicklung (zzgl. MwSt.) bei steigender Teilnehmerzahl
Das Modell basiert auf dem Solidaritätsprinzip: Zum Gelingen der Finanzierung müssen sich 40 Einrichtungen im Konsortium zusammenfinden. Nach Erreichen des Mindestquorums sorgt jede weitere Teilnahme dafür, die Kosten für alle abzusenken.
Jede wissenschaftliche Einrichtung, insbesondere solche, die medienwissenschaftliche Werke produzieren oder nutzen, kann das Paket durch Teilnahme unterstützen und zur Nachhaltigkeit des Modells beitragen. Neben der Ermöglichung der freien Verfügbarkeit erhalten die Förderer auf Wunsch ein Freiexemplar der gedruckten Ausgabe der geförderten Bücher. Drei verschiedene Preisstufen ermöglichen auch kleineren Einrichtungen die Partizipation am disziplinorientiertem Open Access.