Die Digitalisierung spielt in der öffentlichen Verwaltung eine immer größere Rolle. Umso wichtiger ist der richtige Umgang mit ihr. Das »Handbuch Digitalisierung der Verwaltung« thematisiert diesen aktuellen Wandel aus unterschiedlichen Blickwinkeln und wird sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor zum Hilfsmittel für die praktische Umsetzung der Digitalisierung. Mitherausgeber Christian Schachtner skizziert den Band und dessen Anliegen, den rasanten Wandel in der Verwaltung zukunftsfähig mitzugestalten.
Tobias A. Krause / Christian Schachtner / Basanta E. P. Thapa (Hg.)
Handbuch Digitalisierung der Verwaltung ↗
Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung birgt großes Potenzial für einen sinnvollen und lösungsorientierten Wandel. Damit verbunden sind ebenso große Herausforderungen bei der konstruktiven Umsetzung funktionsfähiger Ansätze. Die Beiträger*innen des Handbuchs übersetzen Fachdebatten aus der Wissenschaft und analysieren Beispiele aus der Verwaltungspraxis, um die besten Wege für eine positive Transformation aufzuzeigen. Neben praxisrelevanten Überblicksartikeln, Fallstudien und empirischen Untersuchungen zeigen sie sowohl für den öffentlichen als auch den privaten Sektor praktische Aspekte und theoretische Konzepte auf, die inspirieren und die nötigen Veränderungen einzuleiten helfen.
Herr Schachtner, wie sehen Sie den Status der Nachwuchsbildung im öffentlichen Dienst in Deutschland?
Es zeigen sich Anzeichen, dass die Nachwuchsgewinnung für den öffentlichen Dienst wieder schwieriger wird, nachdem viele Kandidaten in und kurz nach der Corona-Pandemie den »sicheren Hafen« öffentlicher Dienst angesteuert haben. Insofern ist es zunehmend wichtig flexible Rahmenbedingungen in Studium und Beschäftigung zu schaffen und Freiheiten in der Gestaltung der inhaltlichen Arbeit mit sinnstiftenden Elementen zu schaffen. Vor allem teambasierte Formate, die aktuelle gesellschaftliche, aber auch prozessuale Neuerungen ausformen lassen, um sichtbare Erfolge zu generieren erscheinen im öffentlichen Sektor als prädestinierte Herausforderungen für die Besetzung mit Nachwuchskräften unterschiedlichen Alters. Damit sind also auch Quereinsteiger anderer Branchen mit Berufserfahrung gemeint.
Wie können wir Ihren Sammelband dahingehend einordnen? Es bietet laut beschriebener Zielrichtung anhand von lösungsorientierten Fallbeträgen Konzepte, Methoden und Umsetzungshinweise zur Begegnung mit Veränderungsbedarfen der technischen, organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand. Ist dies besonders essenziell für erfolgreiche Transformation?
Durch neue Technologien entstehen gesellschaftliche Folgen insofern die deutsche öffentliche Verwaltung Chancen ergreift und Herausforderungen bewältigt, um die Servicequalität in unterschiedlichen internen wie externen Angelegenheiten effizient zu steigern. Der Sammelband vereint dabei die Fachexpertise von Vertretern aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft gleichermaßen, sodass sich neben empirischen Erhebungen und anwendungsorientierten Konzepten auch praxiserprobte Lösungsansätze mit Beispielen untermauert finden. Umsetzungsschritte zur Verwirklichung erkannter Veränderungsbedarfe stehen besonders im Mittelpunkt dieser Publikation.
Angesprochen werden insbesondere Entscheider und Umsetzungsbeauftragte verschiedener Fachbereiche und Verwaltungsebenen aus der Verwaltungspraxis. Sind dies die relevanten Akteure der Digitalisierung?
Ich würde noch die fachliche Politikvertretung für einen höheren Zielerreichungsgrad politischer Maßnahmen in der Digitalisierung sowie Vertreter der IT-Dienstleister für den öffentlichen Sektor in die Riege der entscheidenden Akteure aufnehmen. Darüber hinaus stellt diese Sammlung auch eine gute Überblicksbasis für Studierende und Wissenschaftler der Verwaltungswissenschaften und artverwandter Disziplinen dar, um weiterführende Untersuchungen in den unterschiedlichen Themenaspekten zu fokussieren.
Der Aufbau des Sammelbandes bündelt Beiträge um drei für die Verwaltungstransformation wichtige Dimensionen. Hierbei grenzen Sie Personal, Daten sowie Prozesse/Projekte voneinander ab. Geben Sie uns doch bitte eine überblicksartige Beschreibung dieser Kapitel.
Hinsichtlich der Erhöhung des digitalen Reifegrades von Organisationen spielen im Dienstleistungsbereich der öffentlichen Verwaltung insbesondere die Kompetenzen der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Dies betrifft verschiedene Kompetenzdimensionen, die nicht nur fachlich in Bezug auf die Nutzung neuer Technologien gerichtet sein sollte, sondern auch soziale Interaktion oder methodische Aspekte von Planung und Umsetzung betreffen.
Als Top 3 Elemente für personale Transformationsprozesse und Change-Management würde ich nennen:
- Zukunftskompetenzen für fachliche Beauftragte und Breitenkenntnisse in »Digital Literacy«-für generelle Entscheider
- Neue Formen des Arbeitens und Führens sowie die Organisation von vernetztem Arbeiten über Distanz
- Fortbildungsformate und Reflexion von Selbstlernen in Laboren o.Ä. in der Ausprägung von Verwaltungsdigitalisierung vor Ort in Behörden
Im Schwerpunktbereich Daten ist der Weg zu einem durchgängigen datenbezogenen Infrastruktursystem für die vielfältigen Verwaltungsleistungen charakterisierend. Die dahinterliegenden Prozesse des Verwaltungsvollzugs umfasst eine Verantwortung zur Gestaltung von der Strategie der Erhebung, Haltung, Nutzung und Veröffentlichung von Datensätzen in Bezug auf das richtige Zielpublikum.
Bitte fassen Sie uns auch hier bedeutende praktische Fragestellungen zusammen.
Persönlich würde ich hier als besonders relevant die Frage nach Beispielen zum Aufbau eines Ökosystems der Datenmodellierung, -haltung und -analyse erachten und wie man Einstiegszenarien in einer (Open) Data-Strategie hinbekommt. Darüber hinaus sehe ich die Standardisierung und Bereitstellung in der Fläche als Schlüssel für zügige Verbreitung der Thematik für die Praxis als große Herausforderung an. Um auch hier ein drittes Beispiel zu geben ist für die Bürgerschaft sicher eine Vielfalt an Use Cases wichtig, um spürbar positive Rückmeldungen zum kostenintensiven Bereich der Datenverarbeitung zu erhalten, die auch ethischen Ansprüchen von Automatisierung und KI genügen muss.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil von Veränderungen durch digitalisierte Umgebungen sind die Abläufe, sowohl behördenintern, zwischen Behörden, zu Unternehmen und zu Bürger:innen. Auch für entsprechende Projektierungen als befristete Maßnahmen sind Handlungsempfehlungen nötig. Der Schwerpunkt Prozesse und Projekte behandelt deshalb:
- Neuartige Zugänge zu Prinzipien organisationalen Bürokratieabbaus und Empowerment
- Prozessoptimierung durchgehend durch beispielsweise digitale OZG-Referenzimplementierungen gelingen kann
- Und wie auch Einordnungshilfen für agiles, klassisches oder hybrides Projektmanagement für aktuelle Herausforderungen an Beispielen der Informationssicherheit oder der Robotic Process Automation aussehen
Christian Schachtner ist seit 2020 Professor und Studiengangleiter im Bereich Public Management der IU Internationale Hochschule. Er ist Diplom-Verwaltungswirt (FH), absolvierte ein Masterstudium in Europäischem Verwaltungsmanagement und promovierte an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU Eichstätt-Ingolstadt. Als Bereichsleiter Digitale Transformation einer Smarten City, selbstständiger Organisationsberater und als Erwachsenenbildner bringt er seine über 10-jährige Erfahrung als Führungskraft und Experte in verschiedene Innovationszirkel und Forschungsprojekte der öffentlichen Verwaltung ein.