Wir freuen uns, Ihnen die ersten Titel vorzustellen, die für eine Aufnahme in die »Open Library Medienwissenschaft 2023« ausgewählt wurden. Aus allen Veröffentlichungen, die in unserem Programmbereich Medienwissenschaft einschließlich der Kommunikations- und Filmwissenschaft für die erste Jahreshälfte 2023 vorgesehen sind, hat die Fachjury in einem zweistufigen Auswahlverfahren sechs Titel selektiert – diese Auszeichnung ist mit einer umfassenden Open-Access-Förderung verbunden.


Auf die folgenden kostenfrei zugänglichen Titel dürfen wir uns im nächsten Frühjahr freuen:

Mathias Denecke

Informationsströme in digitalen Kulturen
Theoriebildung, Geschichte und logistischer Kapitalismus

Wir sind umgeben von einer Vielzahl an Informationsströmen, die uns selbstverständlich erscheinen. Um diese digitalen Kulturen zu beschreiben, entwickeln medienwissenschaftliche Arbeiten Theorien einer Welt im Fluss. Dabei erliegen ihre Diagnosen oftmals einem Technikfetisch und vernachlässigen gesellschaftliche Strukturen. Mathias Denecke legt eine systematische Kritik dieser Theoriebildung vor. Dazu zeichnet er die Geschichte der Rede von strömenden Informationen in der Entwicklung digitaler Computer nach und diskutiert, wie der Begriff für Gegenwartsbeschreibungen produktiv gemacht werden kann.

Tatjana Neubauer

The Mediatization of the O.J. Simpson Case
From Reality Television to Filmic Adaptation

F. Scott Fitzgerald once said: »Show me a hero, and I’ll write you a tragedy.« In the 1990s, nobody fell deeper than O.J. Simpson. Once considered a national treasure, the athlete was accused of brutally slaying his ex-wife Nicole Brown and her friend Ronald Goldman on June 12, 1994. Within days, the media and public developed an unprecedented obsession with the story, turning a murder investigation and trial into a sensationalized reality show. Tatjana Neubauer examines the mediatization, deliberate manipulation, and the simplification of popular criminal trials for profit on television. She shows that TV conflated legal proceedings into entertainment programming by commodifying events, people, and places.

Bina Elisabeth Mohn

Kamera-Ethnographie
Ethnographische Forschung im Modus des Zeigens. Programmatik und Praxis

Die Methode der Kamera-Ethnographie ist ein zeigendes statt beschreibendes Verfahren und nutzt Kameraführung, Schnitt und Montage im Rahmen einer visuellen Analytik und performativen Wissensform. Bina Elisabeth Mohns Programmschrift zeigt, wie Kamera-Ethnographie auch nonverbale Praktiken in ihren Choreographien und bildhaften Figuren in den Blick rückt: Anstelle einer videographischen Aufzeichnungslogik wird davon ausgegangen, dass Forschungsgegenstände zunächst noch gar nicht sichtbar sind. Durch eine reflexive Pragmatik des Sehens und Zeigens leitet die Kamera-Ethnographie dazu an, die Prozesse ethnographischer Beobachtung, Erfahrung und Entdeckung mit filmischen Mitteln zu gestalten und selbst das Publikum in eine forschende Rezeption einzubinden.

Johannes Pause

Populismus und Kino
Politische Repräsentation im Hollywood der 1930er Jahre

Die 1930er-Jahre gelten als das populistische Jahrzehnt Hollywoods. Regisseure wie Frank Capra, Leo McCarey und John Ford entwerfen in ihren Werken Szenarien geglückter oder gescheiterter politischer Repräsentation, in denen sich demokratische Ideale mit politischer Theologie und amerikanischem Exzeptionalismus verbinden. Die Szenographie dieser Filme hat sich tief in das kulturelle Gedächtnis der USA eingeschrieben und prägt die politische Inszenierung von Repräsentation bis heute. Johannes Pause liest die damals entstandene Bildsprache als eine Typologie populistischer Repräsentation neu und nutzt sie als Folie, um aktuelle politische Tendenzen zu analysieren.

Olaf Rahmstorf

Wikipedia – die rationale Seite der Digitalisierung?
Ein Essay über Wahrheiten, Fakten und Argumente

Die Wikipedia präsentiert das Wissen der Welt im digitalen Zeitalter. Damit stellt sie sich in eine Linie mit den Aufklärern des 18. Jahrhunderts – und quer zu den irrationalen Exzessen digitaler Filterblasen. Aber wie sehen die Produktionsbedingungen dieses Wissens in der Praxis aus und nach welchen Kriterien wird »wahres« von »falschem« Wissen unterschieden? Olaf Rahmstorf diagnostiziert aus einer wissenssoziologischen Perspektive einen verkürzenden Formalismus, der sich vor inhaltliche Argumentation schiebt. Ausgehend von diesem Formalismus analysiert er den »neutral point of view«, das formale und epistemologische Kernstück der Wikipedia, und konfrontiert ihn mit den Erkenntnissen zeitgenössischer Rationalitätstheorien.

Axel Volmar / Olga Moskatova / Jan Distelmeyer (eds.)

Video Conferencing
Infrastructures, Practices, Aesthetics

The COVID-19 pandemic has reorganized existing methods of exchange, turning comparatively marginal technologies into the new normal. Multipoint videoconferencing in particular has become a favored means for web-based forms of remote communication and collaboration without physical copresence. Taking the recent mainstreaming of videoconferencing as its point of departure, this anthology examines the complex mediality of this new form of social interaction. Connecting theoretical reflection with material case studies, the contributors question practices, politics and aesthetics of videoconferencing and the specific meanings it acquires in different historical, cultural and social contexts.

Ihr Titel könnte der nächste sein!

Haben Sie Interesse, Ihre nächste medien-, kommunikations- oder filmwissenschaftliche Publikation mit uns zu realisieren? Dann melden Sie sich gerne mit Ihrer unverbindlichen  Publikationsanfrage bei uns. Das passende Online-Formular finden Sie unter Publikationsanfrage wir freuen uns darauf, Ihr Buchprojekt kennenzulernen!

Alle Titel, die in unserem Programmbereich Medienwissenschaft geplant sind, werden bei entsprechender Qualität und Eignung im Auswahlverfahren für die Open Library Medienwissenschaft berücksichtigt und haben somit die Chance auf eine Open-Access-Förderung durch die »Open Library Community Medienwissenschaft«.

Details zum Auswahlverfahren und zur Zusammensetzung des Editorial Boards entnehmen Sie unserer Info-Seite: Open Library Medienwissenschaft .



Zum Hintergrund

Gefördert vom BMBF

Der Aufbau der »Open Library Medienwissenschaft« ist Teil des mehrgliedrigen Projekts »TOAA« des transcript Verlags zur Beschleunigung der Open-Access-Transformation in den Sozial- und Geisteswissenschaften. TOAA ist gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seiner Digitalstrategie (Fördervorhaben 16TOA002).


Open Library Medienwissenschaft:
www.transcript-verlag.de/open-library-medienwissenschaft

»TOAA« im Überblick:
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Open Access bei transcript:
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