Die Pflege alter und kranker Menschen ist eine immense Herausforderung für das ohnehin schon stark belastete und nach ökonomischen Logiken strukturierte Gesundheitssystem, ebenso wie für Angehörige. Dabei ist eine gut aufgestellte und organisierte Sorgearbeit essentiell für ein funktionierendes intergeneratives Zusammenleben, das an die Auswirkungen des demographischen Wandels angepasst ist.
Die sozialwissenschaftlich ausgerichteten Care Studies nehmen Pflege und Sorge in einem umfassenden Sinne in den Blick – etwa aus ethischer, gesellschaftstheoretischer und genderkritischer Perspektive. Mit unserer Reihe Care – Forschung und Praxis geben wir den wichtigen Anliegen der Care-Debatte und -Forschung einen editorischen Ort. Care fokussiert dabei nicht nur Sorge im engen Sinn als Geschehen zwischen Menschen, sondern in einem umfassenderen auch die Sorge um unsere Mit- und Umwelt.
Insbesondere feministische Caretheoretiker*innen formulieren die Vision einer sorgenden Gesellschaft als zentrales Moment für die sozial-ökologische Transformation und nehmen die Verwiesenheit auf Andere sowie die Verletzbarkeit des Seins zum Ausgangspunkt einer radikalen Gesellschaftskritik.
Unser neuer Programmbereich Pflegewissenschaft wiederum wirft ein Schlaglicht auf das Feld der Pflege im engeren Sinne und zeigt die Vielfalt der pflegenden Tätigkeit, ihre Transformation durch die Digitalisierung sowie ihre Gelingensbedingungen im Sinne einer guten Pflege: Ob der Stellenwert des Ehrenamts, die gesellschaftliche Stigmatisierung und Isolierung alter Menschen oder eine umfassende Analyse einer digitalisierten und computerisierten Pflege – die hier vorgestellten Bücher ziehen einen Querschnitt durch ein lebendiges wissenschaftliches Feld.
Besonders freuen wir uns über die neue Edition Regensburger Beiträge zur Digitalisierung des Gesundheitswesens unter Herausgeber*innenschaft von Sonja Haug, Andrea Pfingsten und Karsten Weber. Die Schriftenreihe nimmt den Wandel der Gesundheitsversorgung durch den verstärkten Einsatz digitaler Technik in den Blick. Insbesondere empirisch gelagerte Beiträge, Theoriearbeiten und normative Texte, die den Einsatz digitaler Technik im Gesundheitswesen thematisieren, geben Orientierung für alle professionellen Stakeholder.
Karsten Weber / Sonja Haug / Norina Lauer / Annette Meussling-Sentpali / Christa Mohr / Andrea Pfingsten / Georgios Raptis / Gudrun Bahr (Hg.)
Digitale Technik für ambulante Pflege und Therapie ↗
Herausforderungen, Lösungen, Anwendungen und Forschungsperspektiven
Jedes Jahr erleiden 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. In vielen Fällen können die betroffenen Personen wieder nach Hause zurückkehren und ihr Leben fortführen, benötigen dabei aber ambulante Pflege- und Therapiemaßnahmen. Gerade in ländlichen Regionen bringt dies erhebliche Herausforderungen mit sich, denen sich neue Technologien und die Digitalisierung entgegenstellen. Die Beiträger*innen des Bandes diskutieren erste Ergebnisse des Projekts »DeinHaus 4.0 Oberpfalz« aus interdisziplinärer Sicht, bei dem die Möglichkeit des Einsatzes von Telepräsenzrobotern zur Unterstützung ambulanter Pflege- und Therapiemaßnahmen untersucht wird.
Solidarische Care-Ökonomie ↗
Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima
»Auch wenn die Gegenwart bedrohlich ist, ist es möglich und bereichernd, sich diesen Entwicklungen entgegenzustellen und für eine solidarische Gesellschaft einzutreten.«
Gabriele Winker
Reimer Gronemeyer / Patrick Schuchter / Klaus Wegleitner (Hg.)
Care – Vom Rande betrachtet ↗
In welcher Gesellschaft wollen wir leben und sterben?
»Der Band liefert vielfältige Anregungen, Erbauliches und möglicherweise Klärendes, für einen Personenkreis, der mit Sorgearbeit auf unterschiedlichen Ebenen zu tun hat.«
Hans Günther Homfeldt, www.socialnet.de, 29.07.2021
Der alte Mensch als Verschlusssache ↗
Corona und die Verdichtung der Kasernierung in Pflegeheimen
»Die Corona-Krise hat genau diesen Fragen-Komplex aufgeworfen: Die Pandemie hat die soziale Ausgrenzung alter Menschen in der Sonderwohnform der Pflegeheime nochmals gesteigert zur ›Kasernierung‹. Es geht um die Differenzierung des Wohnformenangebots, um Perspektiven hoher Lebensqualität bis zum Lebensende zu ermöglichen.«
Frank Schulz-Nieswandt
Michaela Fink / Oliver Schultz
Das Ehrenamt in der Sterbebegleitung ↗
Gegenwärtige Herausforderungen und künftige Chancen
»Die Studie stellt einen wichtigen Beitrag zur Debatte um Anerkennung der Leistung von medizinischem beziehungsweise pflegerischem Personal dar.«
Ariane Scheidt, Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 29.09.2022
Julia Inthorn / Rudolf Seising (Hg.)
Digitale Patientenversorgung ↗
Zur Computerisierung von Diagnostik, Therapie und Pflege
»Wie sollen die Veränderungen in Diagnostik, Therapie und Pflege gestaltet werden, wenn KI und Roboter Teil der Gesundheitsversorgung werden?«
Julia Inthorn und Rudolf Seising
Andreas Frewer / Sabine Klotz / Christoph Herrler / Heiner Bielefeldt (Hg.)
Gute Behandlung im Alter? ↗
Menschenrechte und Ethik zwischen Ideal und Realität
»Die Beiträge weisen auf eine Problematik, die nicht sofort offensichtlich ist, dass die Menschenrechte nicht nur keine Bedingungen haben, jedem Menschen zustehen, aber eben auch auf jedes Lebensalter bezogen sind.«
Wilhelm Schwendemann, www.socialnet.de, 29.09.2021