Der Begriff Populismus ist vom lateinischen populus (›Volk‹) abgeleitet und bezeichnet eine antipluralistische Form des Politischen, die auf Polarisierung und Feindbilder setzt. Im Duden wird der Begriff erklärt als »von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen«.

In Zeiten von ökonomischen Strukturwandel und sozialstrukturellen Fragmentierungen erlebt der Populismus eine Renaissance; entsprechend werden in der Forschung ökonomische und kulturelle Erklärungsfaktoren diskutiert. Auch regionale und nationale Besonderheiten beeinflussen die spezifischen Ausprägungen des Populismus.

Das Programm von transcript bietet sowohl historische und ideengeschichtliche Untersuchungen des Populismus wie aktuelle Fallstudien zu populistischer Politik auf der ganzen Welt.

Tobias Müller

Die Wurzeln des Populismus
Eine Ideengeschichte in den USA des 19. Jahrhunderts

Populismus ist in aller Munde und die Frage nach seiner inhaltlichen Bestimmung rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein Rekurs auf die namensgebende Protestbewegung in den USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird hierbei jedoch meist vermieden. Tobias Müller fragt daher nach dem politischen Denken jener historischen Populisten und kommt zu überraschenden Ergebnissen, die mindestens den deutschsprachigen Forschungskonsens revidieren. Im Vergleich zu heutigen Charakterisierungsversuchen – anti-pluralistisch, traditionalistisch, anti-intellektualistisch – war der Populismus ursprünglich erstaunlich progressiv und an der Beförderung öffentlicher Debatten interessiert, die sich über eine weit verbreitete Symbolpolitik erheben sollten.

Paul Danler

Der klassische Populismus Lateinamerikas
Politolinguistische Perspektiven auf Argentinien, Brasilien und Mexiko

Paul Danler nimmt sich dem klassischen Populismus Lateinamerikas in einem Dreischritt an: Zunächst beleuchtet er die Ursprünge des Populismus, ergründet und porträtiert daraufhin den klassischen Populismus Lateinamerikas, um schließlich der Frage nach allgemeinen Merkmalen des Populismus nachzugehen. Dabei gewährt die Politolinguistik als Untersuchungsmethode – die in ihrem Ansatz Interessen und Analysestrategien der Politik- und Sprachwissenschaft kombiniert – sowie als moderne und aufschlussreiche Teildisziplin der angewandten Linguistik völlig neue Einblicke in die Mechanismen der Sprache der Politik.

– Sachbuchbestenliste Oktober 2020

Detlef Pollack

Das unzufriedene Volk
Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute

Ostdeutsche stilisieren sich im öffentlichen Diskurs gern als Opfer der deutschen Einheit. Tatsächlich haben sie sich aber von der friedlichen Revolution bis heute als mächtiger politischer Akteur erwiesen. So ging im revolutionären Umbruch von 1989 die Dynamik nicht von der kleinen Schar der Bürgerrechtler und Bürgerrechtlerinnen aus, sondern von der Bevölkerung. Und heute beherrscht die ostdeutsche Bevölkerung durch ihr Wahlverhalten und nicht zuletzt durch ihren Opferdiskurs die öffentlichen Debatten. Am ostdeutschen Protestverhalten lässt sich begreifen, wie sich eine Bevölkerung zum Volk konstituiert – unter den Bedingungen einer Diktatur – und wie in der Demokratie die kollektive Selbstermächtigung zum Ressentiment verkommt.

Hier im Blog.: Der Autor im Interview

Errol Babacan

Hegemonie und Kulturkampf
Verknüpfung von Neoliberalismus und Islam in der Türkei

Die Türkei durchläuft einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Während sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf den politischen Autoritarismus und die Repression richtet, rückt Errol Babacan die kulturkämpferische Dynamik in den Blick. Auf der Basis einer Feldstudie bestimmt er die Regierungspartei AKP als Trägerin eines Hegemonieprojekts, das mit einer wachsenden Schicht religiöser Akteure vernetzt ist, die ihre Stellung sukzessive ausbauen. Die Religionsbehörde Diyanet, theologische Schulen und islamische Bruderschaften werden dabei im Zentrum einer religiösen Privilegienstruktur verortet, deren sozio-ökonomische Grundlage ein neoliberales Armutsregime ist.

»Wer sich in der Akademie mit der Frage herumschlägt, wie sich das Konzept von Hegemonie in ein empirisches Forschungsprogramm übersetzen lässt, wird bei […] Babacan fündig.«

Gerd Devrim, express, 8-9 (2020)

Ala Al-Hamarneh / Jonas Margraff / Nadine Scharfenort (Hg.)

Neoliberale Urbanisierung
Stadtentwicklungsprozesse in der arabischen Welt

Die Stadtentwicklung in den Metropolen der arabischen Welt folgt seit den 2000er Jahren immer stärker neoliberalen Mustern: Ein Stadtneu- und -umbau wird mit Fokus auf Marketingstrategien und Profitmaximierung im Immobiliensektor vollzogen. Den Rahmen für die konzeptionelle Betrachtung der Stadt als ökonomische Ware und Marke bilden hierbei die autoritären politischen Systeme, der rasante Anstieg der Bevölkerung, die Revolten und Aufstände der letzten Jahre und die beachtlichen Investitionen in städtebauliche Großprojekte.

In diesem Band werden theoretische und praktische Aspekte der neoliberalen Stadtentwicklung an ausgewählten Fallbeispielen aus Tanger, Kairo, Ramallah, Beirut, Amman, Tunis, Muscat, Manama und Doha vorgestellt.

»Der Band [ist] erhellend und ermöglicht Einblicke in eine leider immer noch verschlossene Welt.«

Stefan Zimmermann, Geographische Rundschau, 3 (2020)

Maik Fielitz / Laura Lotte Laloire (eds.)

Trouble on the Far Right
Contemporary Right-Wing Strategies and Practices in Europe

In Europe, the far right is gaining momentum on the streets and in parliaments. By taking a close look at contemporary practices and strategies of far-right actors, the present volume explores this right-ward shift of European publics and politics. It assembles analyses of changing mobilization patterns and their effects on the local, national and transnational level.

International experts, among them Tamir Bar-On, Liz Fekete, Matthew Kott, and Graham Macklin, scrutinize new forms of coalition building, mainstreaming and transnationalization tendencies as aspects of diversified far-right politics in Europe.

»[Es] kann nur eine Leseempfehlung ausgesprochen werden. Besonders für diejenigen, die sich einen vertiefenden Überblick jenseits des deutschsprachigen Raumes und in einem europäischen Kontext über die rechte Bewegung verschaffen wollen, sollten zu diesem Buch greifen.«

Ludovicus Schoenblick, zwischenzeit, 02.12.2016