Die Krisen unserer Zeit sind vielfältig und machen deutlich, dass eine Wirtschaftsweise, die auf unbegrenztes Wachstum und Profitmaximierung baut, nicht zukunftsfähig ist. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, die Ressourcen knapper und das demokratische Gefüge bröckelt an vielen Stellen.

Umso wichtiger ist es, dass wir uns Analysen zuwenden, die einen ganzheitlichen Blick auf unsere Wirtschaftsweise werfen und es so vermögen, die Komplexität der globalen ökonomischen Zusammenhänge zu erfassen. Neben einer umfassenden räumlichen Perspektive ist auch die zeitliche Dimension von Bedeutung. Denn der Blick in die Geschichte zeigt, dass unsere Produktions- und Reproduktionsweisen Ergebnis menschlichen Handelns sind und sich laufend transformieren. Für die Zukunft unseres Wirtschaftens ist insbesondere der Einfluss neuer Technologien, allen voran die Digitalisierung, auf die Ökonomie relevant. Es stellt sich die Frage, welche Risiken, aber auch welche Chancen diese für die Umgestaltung unserer Arbeitsprozesse und -beziehungen bieten und wie sie für einen ressourcenschonenden Umgang mit der Natur genutzt werden können.

Die Zukunft unserer Wirtschaftsweise wird auch in vielfältigen kritischen Ansätzen innerhalb der Ökonomik neu verhandelt. Um Möglichkeiten eines nachhaltigen, solidarischen Wirtschaftens zu eröffnen, haben wir die Reihe Neue Ökonomie gegründet. Sie bietet heterodoxen, empirisch orientierten Forschungsansätzen einen editorischen Ort und ebnet so den Weg für eine plurale, interdisziplinäre und sich selbst kritisch reflektierende Ökonomie.

Es ist uns ein Anliegen, Bereiche zu fokussieren, die in der ökonomischen Theorie traditionell unterbelichtet sind, allen voran der Reproduktions-Sektor: Leitend für eine Kritik der herrschenden ökonomischen Verhältnisse ist eine Perspektive, die die Befriedigung der Bedürfnisse und die Sorge für unsere Um- und Mitwelt ins Zentrum rückt. Die Care-Forschung, die einen festen editorischen Ort in unserem Programm innehat, leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Die feministische Ökonomiekritik, die im engen Zusammenhang mit der Care-Forschung steht, kritisiert seit Jahrzehnten die prekäre Stellung von Care-Arbeit und die spezifische Ausbeutung von Frauen und Weiblichkeit im Kapitalismus. In den letzten Jahren werden diese Ansätze zunehmend wiederentdeckt und weitergedacht. Auch diesen möchten wir im neuen Programmbereich eine prominente Stimme verleihen.

Einen Einblick in unser Programm gibt es hier.



Ausgewählte Titel

Gabriele Winker

Solidarische Care-Ökonomie
Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima

»Winker verbindet in dem Buch auf die ihr eigene pragmatische Weise kleine Schritte in der Realpolitik mit einer größeren Vision, mit einem ›System Change‹. Das Buch hat insofern das Zeug zu einem Grundlagenwerk.«

Antje Schrupp

Ashley J. Bohrer

Marxism and Intersectionality
Race, Gender, Class and Sexuality under Contemporary Capitalism

»Putting to rest caricatures of ‚identity politics‘ and reductionist views of power, Bohrer demonstrates how thoroughly race, gender, and sexuality permeate capitalist exploitation and oppression.«

Iyko Day, author of »Alien Capital: Asian Racialization and the Logic of Settler Colonial Capitalism«

Alexander von Pechmann (Hg.)

Die Eigentumsfrage im 21. Jahrhundert
Ein rechtsphilosophischer Traktat über die Zukunft der Menschheit

Die Ökologie warnt vor der Erderwärmung, die Soziologie vor sozialer Ungleichheit: beides bedroht das Überleben der kommenden Generationen. Alexander von Pechmann behandelt aus rechtsphilosophischer Perspektive die Frage, welche künftigen Formen des Eigentums diesen globalen Herausforderungen gewachsen sind. Er kommt zu dem Ergebnis, dass weder das kapitalistische Privateigentumsrecht noch das nationale Souveränitätsprinzip in der Lage sind, die globalen Zukunftsprobleme zu lösen. Dies vermag, so die These, nur die Menschheit als Gesamteigentümer in der Rechtsgestalt »Vereinter Nationen«.

Anna Saave

Einverleiben und Externalisieren
Zur Innen-Außen-Beziehung der kapitalistischen Produktionsweise

»Es bedarf gar nicht mehr des wiederholten Nacherzählens von Marx oder anderen ›großen Köpfen‹. Ökonomik benötigt den Dialog mit Perspektiven, die Reproduktivität mitdenken. Das Buch begibt sich zur Rekonstruktion der kapitalistischen Außenverhältnisse auch jenseits des sicheren Grunds etablierter Denkschulen. Mit diesen zeigt sich die Innen-Außen-Beziehung noch deutlicher, und es rücken viel mehr politische Alternativen in den Blick.«

Anna Saave

Silke Helfrich / David Bollier (Hg.)

Frei, fair und lebendig – Die Macht der Commons

Silke Helfrich und David Bollier legen überkommene Denkmuster frei und entwerfen ein Programm für ein gelingendes Miteinander, ein anderes Politikverständnis und ein sorgendes Wirtschaften. Im Mittelpunkt stehen dabei Commons-Praktiken. Sie zeigen, wie wir in Verschiedenheit gemeinsame Ziele verfolgen. Ganz praktisch können so Häuser und Fahrzeuge in ähnlicher Weise wie die Wikipedia entstehen. Das Buch stiftet zudem an, wie ein »Commoner« zu denken. Es bietet eine Sprache für die Welt von morgen. Es verändert nicht nur die Wirtschaft und die Politik – es verändert uns.