
Nach den »Campus Culture Wars«, den »Black Lives Matter«-Protesten, der »Corona-Krise« und den Twitterstürmen des amtierenden Präsidenten ist die US-amerikanische Gesellschaft polarisiert wie zuletzt in den 1960er Jahren. Die Präsidentschaftswahlen könnten zu einer Zerreißprobe des politischen Systems der Vereinigten Staaten werden.
Die Annahme einer unteilbaren »one Nation under God«, wie es in der Pledge of Allegiance heißt, ist allerdings auch historisch fragwürdig. Die Lebenswelten der Menschen in den Küstenmetropolen und den Flyover-States haben sich seit Jahrzehnten auseinanderentwickelt; seit der Gründung von Fox News im Jahr 1996 zerfällt die Medienöffentlichkeit immer stärker in konkurrierende Filterblasen. Religiöse Gruppierungen wie die Evangelikalen sind ein politischer Machtfaktor geworden, den die Parteien nicht ignorieren können.
Das Programm von transcript bietet Perspektiven und Hintergrundwissen zu Themen wie dem Zwei-Parteien-System der USA, der Entwicklung unter Trump, der Tradition populistischer Anführer und den historischen Besonderheiten der politischen Kultur der USA.
Trump – ein amerikanischer Traum? ↗
Warum Amerika sich verwählt hat
Donald Trump als Präsident – das war bis zu seinem Triumph unvorstellbar. Noch mehr erstaunt, dass halb Amerika ihn wiederwählen will, darunter ein erheblicher Anteil, für den sich diese Treue nicht einmal »rechnet«. Wenn gerade dort, wo die westliche Demokratie ihren Siegeszug angetreten haben soll, einer wie er so viel Zustimmung erhält, dann fragt man sich, ob 200 Jahre politische Kultur einfach entsorgt werden können. Eigentlich nicht. Was den Verdacht nahelegt, Amerikas demokratische Tradition habe so, wie man sie feiert, womöglich nie existiert. Wer dieser Spur nachgeht, stößt auf des Rätsels Lösung: Es ist nicht zuletzt ein zeit- und zielloser Traum vom »starken Mann«, der Trumps Triumph erklärt.
Lüge und Täuschung in den Zeiten von Putin, Trump & Co. ↗
Putin und Trump gelten gegenwärtig als die mächtigsten Männer der Welt. Beide greifen in ihrer politischen Praxis unentwegt zu Lügen, Täuschungen und Tricks, und zwar nicht nur gegenüber ihren eigenen Bevölkerungen, sondern auch in den internationalen Beziehungen. Warum tun sie das und warum sind sie damit so erfolgreich? Und unterscheiden sie sich damit überhaupt von dem, was ohnehin immer schon in der Politik üblich war und ist – überall auf der Welt?
»Trump überträgt die Praktiken der Geschäftswelt in die Welt der Politik, Putin versteht staatliche Institutionen als die vergrößerte Ausgabe der Einrichtungen und Verfahren der Geheimdienste. Der Schaden, den beide in der Welt der Politik anrichten, ist immens.«
Helmut König
Partei der Extreme: Die Republikaner ↗
Über die Implosion des amerikanischen Konservativismus
Von den Kreuzzügen des George W. Bush über die schrillen Attacken der »Tea Party« bis hin zur populistischen Mobilisierung Donald Trumps: Amerikas Konservative halten die USA in Atem. Für viele Europäer handelt es sich um ein verstörendes Phänomen, da die Kombination aus radikalem Individualismus, tiefer Religiosität und Hyperpatriotismus hierzulande in dieser Form kaum existiert. Das Buch zeichnet die Formierung einer politischen Bewegung nach, die vom Rande des politischen Geschehens in den letzten Jahrzehnten in das Zentrum der amerikanischen Politik gelangte – und fragt schließlich nach der Zukunft einer Partei, die den Vormarsch des Außenseiters Donald Trump nicht zu stoppen vermochte.
»Lütjens knapper Essay ist einer der wenigen lesenswerten Versuche, Trumps Erfolg aus einer historischen, ideengeschichtlichen und zum Teil auch soft-materialistischen Perspektive zu erklären, ohne den Tendenzen subjektivierender Politikerklärungen à la ›Modernisierungsverlierer_innen‹ zu erliegen, welche in den hiesigen Feuilletons rauf und runter gebetet werden.«
Jens Zimmermann, kritisch-lesen.de, 03.01.2017
Die digitale Gegenrevolution ↗
Online-Kulturkämpfe der Neuen Rechten von 4chan und Tumblr bis zur Alt-Right und Trump
Im Internet tobt ein neuer Kulturkampf. Auf der einen Seite steht die Neue Rechte (Alt-Right), die von einst obskuren neoreaktionären und rechtsextremen Bewegungen über nerdige Subkulturen wie 4chan bis hin zu Medienstars wie Milo Yiannopoulos reicht und entschieden zu Donald Trumps Wahlsieg 2016 beigetragen hat. Auf der anderen Seite birgt die therapeutische Sprache von »Triggerwarnungen« und »safe spaces« die Gefahr einer Kultur des öffentlichen Tribunals und des demonstrativen »Gutmenschentums«.
»Nagle zeichnet ausführlich Genese und Entwicklung der virtuellen Schattenwelten nach. […] Die Lektüre lohnt.«
Martin Eimermacher, Die Zeit, 41/2018
Die Politik der Echokammer ↗
Wisconsin und die ideologische Polarisierung der USA
Am konkreten Beispiel des Staates Wisconsin widmet sich Lütjen erneut den US-Parteien. Konkreter: der existenziellen Feindschaft zwischen Demokraten und Republikanern und dem tiefen Graben, den diese Feindschaft durch immer stärkere Radikalisierung durch eine Nation zieht, welche sich nun in ein »rotes« und ein »blaues« Amerika spaltet.
»Das Buch zeichnet sich durch sprachliche Klarheit und Präzision aus. Lütjen analysiert auf hohem wissenschaftlichen Niveau, ohne sich in Fachjargon zu verfangen. Ein gelungenes Buch, welches die politische Entwicklung in den USA nachvollziehbar erklärt und informativ beleuchtet. Ein Buch für ein breites Publikum, welches sich für die Entwicklung der us-amerikanischen Politik interessiert.«
Jan Rebuschat, www.freitag.de, 26.10.2016
Die protestantischen »Sekten« und der Geist des (Anti-)Imperialismus ↗
Religiöse Verflechtungen in den Amerikas
»Auf dem amerikanischen Kontinent wird mit Religion immer stärker Politik gemacht« – weswegen sich für Heinrich Wilhelm Schäfer die Frage nach den Glaubensverflechtungen und religiösen Bedingungen in den beiden Amerikas stellt. Er skizziert diese aus kultureller, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht und geht dabei auf die gegenseitige religiöse Einflussnahme ein, die bis in die aktuellen Wahlen relevant ist.
Demokratie als die Gefahr der Republik ↗
Andrew Jackson und warum die USA Tyrannen (nicht) fürchten sollten
Dass sich der Republikaner Donald Trump den Gründer der Demokraten, Andrew Jackson, als Vorbild gewählt und sein Bild ins Oval Office gehängt hat, überrascht nur auf den ersten Blick: Auch Andrew Jackson sagte seinerzeit der politischen Elite den Kampf an und kam als politisch unerfahrener Selfmademan an die Macht. Jan Hildenhagens Buch ist im deutschsprachigen Raum das erste Werk, das sich so intensiv mit den Ursprüngen des amerikanischen Parteiensystems und der Präsidentschaft Andrew Jacksons auseinandersetzt.
Die Wurzeln des Populismus↗
Eine Ideengeschichte in den USA des 19. Jahrhunderts
Populismus ist in aller Munde und die Frage nach seiner inhaltlichen Bestimmung rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein Rekurs auf die namensgebende Protestbewegung in den USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird hierbei jedoch meist vermieden. Tobias Müller fragt daher nach dem politischen Denken jener historischen Populisten und kommt zu überraschenden Ergebnissen, die mindestens den deutschsprachigen Forschungskonsens revidieren. Im Vergleich zu heutigen Charakterisierungsversuchen – anti-pluralistisch, traditionalistisch, anti-intellektualistisch – war der Populismus ursprünglich erstaunlich progressiv und an der Beförderung öffentlicher Debatten interessiert, die sich über eine weit verbreitete Symbolpolitik erheben sollten.
Weitere Titel zu Amerika finden sich in unseren kulturwissenschaftlichen Reihen: