Das deutsche Kinderschutzsystem steht stark in der Kritik: In populären Medien ist von einem »Systemversagen« mit »grausamer Regelmäßigkeit« die Rede. Doch wie steht es tatsächlich um den deutschen Kinderschutz?
Die Autor*innen des im März 2019 erschienenen Buches »Deutschland schützt seine Kinder! Eine Streitschrift zum Kinderschutz« ↗ lösen sich von der reißerischen Behauptung öffentlicher Debatten, Deutschland lasse seine Kinder im Stich. Sie erklären Statistiken, gehen auf Skandale ein und diskutieren, wie das deutsche Kinderschutzsystem aufgebaut ist, wo seine Stärken und wo seine Schwächen liegen. Schließlich beziehen sie Stellung zum gegenwärtigen Zustand des deutschen Kinderschutzsystems: Obwohl der Kinderschutz Schwächen aufweist, schützt Deutschland seine Kinder! Damit gelingt es den Autor*innen, eine emotional aufgeladene Debatte in sachliche Bahnen zu lenken.
»Die Autor(inn)en dieses Bandes tragen mit ihren Beiträgen gelungen zur Versachlichung der oft polemisch geführten Debatte […] bei.«
neue caritas, 8/2019
Bereits in seinem 2011 erschienenen Buch »Wenn Jugendämter scheitern. Zum Umgang mit Fehlern im Kinderschutz« ↗ hat sich Kay Biesel mit der Kinderschutzthematik auseinandergesetzt, indem er sich der Frage annahm, welche schwerwiegenden Folgen latente Fehler in Organisationen der Kinderschutzarbeit nach sich ziehen können, wenn sie zu spät wahrgenommen werden. Er stützt sich hierbei auf eine qualitative Evaluationsstudie, die zeigt, wie die Jugendämter der Städte Schwerin und Dormagen mit ihren Fehlern im Kinderschutz umgehen.
»Das öffentliche Nachdenken über die Jugendämter und deren Rolle, Wertschätzung, Ausstattung muss ein anderes Niveau erreichen. Dafür ist Kay Biesels Studie ein guter Beweis.«
Caroline Fetscher, Der Tagesspiegel, 21.05.2012
Auch Timo Ackermann hat sich mit der Arbeit im Jugendamt beschäftigt. Sein Buch »Über das Kindeswohl entscheiden« ↗ ermöglicht auf der Basis einer ethnographischen Feldforschung Einblicke in ein hochkomplexes Arbeitsfeld, in schwierige, dilemmatische Konstellationen und in organisationale und individuelle Strategien ihrer Bearbeitung.
»[Das Buch kann] allen sozialwissenschaftlich und praktisch Interessierten zur Lektüre empfohlen werden, weil es Türen zu Jugendamtsbehörden öffnet, den Diskussionen um Entscheidungen, die mit weitreichenden Konsequenzen für Familien verbunden sind, eine materiale Basis gibt und zur theoretischen Verklammerung der gewonnenen und präsentierten Befunde anregt.«
Tobias Franzheld, Soziologische Revue, 42/1, 2019
»Ein beeindruckendes Buch. […] Dieses Buch ist sowohl für Studierende, für Praktiker*innen wie auch Wissenschaftler*innen von echtem Mehrwert und uneingeschränkt empfehlenswert.«
Nikolaus Meyer, Forum Erziehungshilfen, 3/2017
2014 hat sich Biesel gemeinsam mit Reinhart Wolff in dem Buch »Aus Kinderschutzfehlern lernen. Eine dialogisch-systemische Rekonstruktion des Falles Lea-Sophie« ↗ auf einen ausgewählten Kinderschutzfall fokussiert: Als es im November 2007 in Schwerin zu einem Kinderschutzfall kam, der landesweit Beachtung fand, haben die Medien unverzüglich die im Jugendamt tätigen Fachkräfte für den Tod der fünfjährigen Lea-Sophie verantwortlich erklärt. Die Autoren sehen die Notwendigkeit darin, den Fall wissenschaftlich aufzuarbeiten, anstatt voreilige Anschuldigungen zu erheben. Sie untersuchen den Fall Lea-Sophie mit der Methode des dialogisch-systemischen Fall-Labors, um resümierend Lehren für die Kinderschutzarbeit zu ziehen.
Weitere Titel unseres Programms widmen sich der Erlebenswelt und den Rechten von Kindern aus anderen Perspektiven:
Erik Schneider / Christel Baltes-Löhr (Hg.)
Normierte Kinder ↗
Effekte der Geschlechternormativität auf Kindheit und Adoleszenz
(3., unveränderte Auflage 2018)
Prinzessin Lillifee, Bob der Baumeister, Überraschungseier für Mädchen. Warum wird Kindern von klein auf geschlechterrollentypisches Verhalten beigebracht und welche Alternativen gibt es? Ein Plädoyer für eine Erziehung jenseits strikter zweigeschlechtlicher Normen.
Jetzt in der 3. Auflage erhältlich und als »Normed Children. Effects of Gender and Sex Related Normativity on Childhood and Adolescence« ↗ auch auf Englisch erschienen.
Wolfgang Schneider / Anna Eitzeroth (Hg.)
Partizipation als Programm ↗
Wege ins Theater für Kinder und Jugendliche
Wie können Kinder und Jugendliche, insbesondere jene, die unter prekären Bedingungen aufwachsen, die Chance erhalten, Theater, Tanz und Performance für sich zu entdecken?
Nina Stoffers
Kulturelle Teilhabe durch Musik? ↗
Transkulturelle Kinder- und Jugendbildung im Spannungsfeld von Empowerment und Othering
Das Phänomen der inkludierenden Exklusion und die Chancen transkultureller Musikprojekte zur Sensibilisierung für Diversität und Rassismuskritik.
Christina Schachtner (Hg.)
Kinder und Dinge ↗
Dingwelten zwischen Kinderzimmer und FabLabs
Von klein auf sind wir von Dingen umgeben, die uns locken, animieren, begeistern und blockieren. Die Beiträge widmen sich der Frage, was der Umgang mit den Dingen für die kindliche Identitätsentwicklung bedeutet.